Magische Momente mit „dynamic facilitation“

vonSolveig Grundler
am27. November 2016

Wieder einmal geschafft: nur 2,5 Stunden hat es gedauert und die 30 Teilnehmer waren sich einig, was mit dem im Jahr 2015 generierten Bürgervermögen der Mitglieder von BürgerVermögenViel e.V. in Höhe von 4.516,68 Euro geschehen soll. Ein spannender Aushandlungsprozess – auch für mich als Moderatorin, denn es wurde um jeden einzelnen Euro gerungen und mit durchgehend viel Energie bis zum Schluss diskutiert. Am Ende erhielten ein Kinderhospizverein für Fortbildungsmaßnahmen, der Biohof Sonnenwurzel für eine Schutz- und Bruthecke und der BürgerVermögenViel e.V. für Marketingmaßnahmen, eine Unterstützung für Infostände und die Entwicklung einer App den Zuschlag. Das war in gewisser Weise erstaunlich, denn eine Zeitlang standen andere Projekte deutlich im Fokus.

Und das ist das faszinierende an der dynamic facilitation Methode: sie ist effizient und ermöglicht doch einen intensiven Diskurs bei dem jeder gehört wird, alle Bedenken ihren Raum haben und sich im Für und Wider der einzelnen Argumente ganz organisch auf schon fast magische Weise ein für alle stimmiger Konsens bilden kann.
Ich moderiere das Bürgerparlament nun schon seit drei Jahren mit diesem amerikanischen Ansatz, den ich von seinem Erfinder Jim Rough höchstpersönlich lernen durfte. Jedes Mal war es anders, immer war es zunächst sehr diametral von den Vorstellungen und kam es dann zu einem von allen Teilnehmern getragenem Ergebnis. Ein beglückendes Gefühl für alle Beteiligte und auch für mich. Klaus Kopp, Vorstandsvorsitzende von BürgerVermögenViel e.V. und immer wieder auf’s Neue erstaunt über das Ergebnis fragte mich für seine website in diesem Kurzinterview nach den Gründen:

Klaus Kopp: Was ist eigentlich das Geheimnis der Methode? Wie kommt es zu dem am Anfang unmöglich erscheinenden Konsens von so unterschiedlichen Menschen und Ideen?
Solveig Grundler: Also garantieren kann ich das natürlich nie. Aber die Chancen stehen in der Tat sehr gut. Ich denke es liegt daran, dass der Prozess sehr assoziativ verläuft – was einfach gut für die Ideenfindung ist. Ich führe also die Moderation nicht eng – sondern gebe weiten Raum für alles, was den Teilnehmern so in den Sinn kommt.
Klaus Kopp: Und was ja auffällt ist, dass Sie sehr viel mitschreiben.
Solveig Grundler: Ja, das stimmt. Das jeweils Gesagte wird mitvisualisiert und an großen Tafeln festgehalten. So geht nichts verloren – werden aber auch endlose Wiederholungsschleifen vermieden. Das ist für alle sehr beruhigend.
Klaus Kopp: Anders als der Begriff Parlament ja suggeriert, wird nicht wie im Wirtshaus gestritten, sondern eher ruhig gesprochen.
Solveig Grundler: Dynamic facilitation setzt auf das gegenseitige Zuhören. Es spricht immer nur eine Person und die so lange wie sie möchte. Das ist am Anfang sehr überraschend. Das man aussprechen darf. Aber nach einer Weile wird klar: es ist bereits alles im Raum. Sogar sichtbar. Dann wird es schwierig, noch etwas wirklich Neues zu sagen. Und da wird es dann auch immer stiller und ruhiger. Und aus der Ruhe heraus wächst dann der Konsens. Das sind manchmal magische Momente. Und aufgrund dieser Momente liebe ich die Methode so.
Klaus Kopp: Was müssen die Teilnehmer wissen oder mitbringen, wenn Sie kommen?
Solveig Grundler: Notwendig ist nur ein wirkliches Interesse an dem Thema und die Bereitschaft, sich auf die Methode einzulassen. Der Rest kommt von selbst.

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